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Alkamar, the village in the moonlight
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Bunhill Fields

Obwohl die Geschichte im Roman nicht dokumentarisch ist, gründen sich die Personen und die Ereignisse in diesem literarischen Universum auf wirkliche Begebenheiten. Alles wurde nur in eine einzige Stadt verlegt und viele Jahrhunderte wurden zu einem Lebenslauf komprimiert.

Im Roman sind alle Briefe und Mitteilungen an den Wänden authentisch. Die Polizei bekam viele hunderte Briefe von Leuten, die sich für den Mörder ausgaben. Der Brief mit der Niere ist das einzige Indiz für den unbekannten Eastend-Mörder. Der Brief mit der Unterschrift Jack the Ripper wurde wahrscheinlich von einem Journalisten gefälscht, der einen pressewirksame Sicht auf die Morde brauchte. Der Name aber blieb hängen. Das Buch "The Complete Jack the Ripper" von Donald Rumbelow (Penguin Books, London 1988) habe ich als die bündigste und sachlichste Darstellung aller zugänglichen Fakten empfunden.

Sehr wenige der anderen Charaktere sind erfunden. Alle haben ein historisches oder mythologisches Modell, und in den meisten Fällen beides. Der Ausgangspunkt sind Referate zu alten Gerichtsverfahren, Zeitungsausschnitte und die bekannten Schilderungen über das East End von Charles Dickens und Gustave Dorè bis zu Jack Londons "People of the Abyss". "Sechzig berühmte Gerichtsverfahren",fahren", redigiert von Richard Hudson, Daily Express; London 1938 ist eine verläßliche Übersicht über die Verbrechen im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert,die größtes Aufsehen erregt haben. Auch die Mythologie, die Folklore und die Etymologie ist nicht erdacht. Zum Beispiel wird die Sankt Secares Messe in groben Zügen in "The Golden Bough" von J.G. Frazer vorgegeben, obwohl ich selbst die etymologische Erklärung gefunden habe.

Die Rituale von Jack the Ripper werden mit Hilfe biblischer, apokryptischer oder klassischer Schriften dargelegt. Eine der wichtigsten Frauen des Neuen Testaments ist Maria Magdalena, sie, die sowohl beim Tod des Erlösers als auch seiner Auferstehung anwesend war. Das erste Opfer Jack the Rippers hieß Mary Nicholls.

In der katholischen Tradition und den apokryfen Evangelien ist Anna als die Mutter der Jungfrau Maria angegeben. (Siehe zum Beispiel Jacobus de Voragine; The Golden Legend, Reading on the Saints, aus der letzten Hälfte des zwölften Jahrhunderts, Princeton University Press: New Jersey 1993). Das zweite Opfer Jack the Rippers hieß Annie Chapmann.

Eine andere wichtige Frau im Neuen Testament ist Elisabeth, die Mutter von Johannes, dem Täufer. Jack the Rippers drittes Opfer hieß Elisabeth Stride. Weil er jedoch währenhrend des Rituals abgebrochen wurde, fand er noch in der selben Nacht ein neues Opfer.

Die wichtigste Frau des Neuen Testaments ist dennoch Jungfrau Maria. Das letzte der Opfer von Jack the Ripper hieß Mary Jane Kelly, und sie wohnte mit einem Mann namens Joseph Barnes zusammen. Die Obduktion ergab, daß sie im dritten Monat schwanger war.

Ein großer Teil der Handlung spielt im Irrenhaus von Bedlem, und das ist hinreichend. In London wurde nämlich das frühere Kloster St. Mary von Bethlehem zur ersten Irrenanstalt Europas. Im Volksmund hieß dies Bedlem und wurde allmählich zum Synonym für das Wort Wahnsinn im Englischen. Ein guter Teil der Einkünfte Bedlems kamen vom Verkauf der Eintrittskarten für Schaulustige, auch benutzte man den Ort nach und nach als Treffpunkt für bessergestellte Huren und Kunden aus den oberen Schichten.


Die Leichenschändungen sind nicht erfunden, auch wenn ich die ursprünglich fünf Morde auf vier reduziert habe. Diese wurden schlimmer und schlimmer mit jedem Opfer, und die Obduktion brachte ans Tageslicht, daß der Mörder Teile von Eingeweiden mitgenommen hatte. Welche Funktion hatten diese Stücke? Im Begriffsapparat, der von der Nationalen Zentrale für die Analyse von Gewaltverbrechen des FBI erstellt wurde, nennt man dasan das "Trophäe".

"FBI profilers distinguish between souvenirs and "trophies" (...) On one hand, it is found that the disorganized offender keps items belonging to the victim as a remembrance of the event (the murder) and perhaps as fuel for fantasies of such acts. On the other hand, an organized offender tends to keep personal items belonging to the victims as a type of trophy or prize commemorating a successful endeavor. For him, the items is much like a mounted animal head is to the big game hunter...proof of his kill. (Seite 64 in "Sexual Homicide, Pattern and Movies, red Burgess, Douglas & Ressler (Lexington Books: New York 1988)

Auch wenn es nur ein Wort ist und keine Erklärung, führt selbiges Wort die Gedanken hin zu alten Ritualen. "The core of the offenders ritual will never change. Unlike the MO (modus operandi), it remains a constant and enduring part of the offender. However, signature aspects may evolve (e.g. the lust murder, who performs greater postmortem mutilation as he progresses from crime to crime). Elements of the original ritual may become more fully developed. (Seite 261 in "Crime Classifikation Manual, reg. Douglas, Burgess, Burgess&Ressler (Lexington Books: New York 1992.)

Über Opferungen ist viel geschrieben worden, besonders in der Bibel. Insofern ist das Dritte Buch Moses zum großen Teil eine Anweisung dafür, wann und wie geopfert werden soll. Die Eingeweide geschlachterer Tiere untersuchte man gründlich, bevor sie als Opfer aufgebahrt und auf dem Altar verbrannt wurden. Das ist der Sinn hinter der merkwürdigen Aussage in der Offenbarung des Johannes 2.23: Alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der Herz und Nieren prüft.

Zu den wichtigsten Quellen rechne ich Tobits Buch, eines von den deuterokanonischen Büchern. Hier gibt es Beispiele von direkt gegen Frauen gerichteter Opfermagie. Ein großer Fisch wird nach dem Ausbluten ausgenommen und seine Eingeweide verbrannt, um die sexuelle Macht der Frauen auszulöschen.

Jack the Ripper nahm sich von mehreren Opfern Eingeweidestücke mit, und beim letzten Opfer, daß im Haus umgebracht wurde, zeigte es sich, daß der Mörder den Kamin angebrannt und etwas vernichtet hatte.


Der Eastend-Mörder ist ,wie bekannt, nie vor Gericht gestellt worden, und deswegen konnte ich mir einige Freiheiten erlauben. Goldmund ist modelliert nach Johannes Krysostomos, einer der vier östlichen Kirchenväter, der für seine langen Ergüsse über die schlechten EigenschEigenschaften des Weibergeschlechts bekannt ist. Doch ist es nicht ungerecht, einem so respektierten Mann die Schuld für vier Morde zu geben, besonders weil er vor sechzehnhundert Jahren lebte?

Nachdem ich dieses Manuskript abgeschlossen hatte, entdeckte ich eine Legende aus dem Spätmittelalter, die erzählt, wie Krysostomos in seiner Jugend eine junge Frau verführt, sie und das Kind getötet und beide begraben hat. Diese Legende ist Thema in einem Kupferstich Albrecht Dürers. Ich stehe also nicht allein mit meinen Anschuldigungen gegenüber Krysostomos. (Siehe unter John Chrysostom, St. i dictionary of Christian Lore and Legend, Thames and Hudson; New York 1983).

All dies bedeutet nicht mehr, als man will, das es bedeuten soll. Ich habe den Stoff benutzt, um das Fokus auf einen uralten Krieg gegen die Frauen zu richten. In den letzten dreitausend Jahren haben die westlichen Denker alle Erzählungen gereinigt und umgeformt. Ziel dessen war es, Religionen zu schaffen, in denen der Mann das ewige Leben hatte. Das gilt sowohl für die griechisch-römischen, die hebräischen, die keltischen und die nordischen Mythen.

Die Erzählungen begannen und schlossen immer mit den Frauen. Die stärksten Göttinnen kamen aus Flüssen und Brunnen in dunklen Wäldern, aus dem Meer und vom Nachm Nachthimmel. In der Nacht sahen alle Griechen die Milchstrasse als einen drückenden, blauschwarzen Himmel überstreut mit mächtigen Sternen. Sie wußten, daß diese Sterne der Schleier der Aphrodite waren, der als endloses Netz alle Menschen umschloß.

Es ist die Frau, die Leben schenkt, und deshalb ist es auch sie, die Leben nimmt. Doch die Frau hat für die Toten ein Geschenk, daß es ihnen ermöglicht, aus dem Todesreich zurückzukehren und erneut zu leben. Avalon bedeutet Apfelland - dorthin wurde Arthur von drei Elfenköniginnen geführt. Die Hesperiden gaben Herkules den Apfel. Nach Herkules Verwüstungen in Hades konnte er mit diesem Apfel in der Hand ins Leben zurückfinden. Die Göttin Idun bewachte elf goldene Äpfel, die von altnordischen Göttern in Valhall verzehrt wurden, um sich ewig jung zu halten. Unter dem Besitz der Priesterin Åse, die im Osebergschiff begraben lag, fand man mehrere Äpfel.

(Da es die Zuhörer ungebührend anstrengt, begnüge ich mich mit der Angabe einiger ausgezeichneter Sekundärliteratur. New Larousse Encyklopedia of Mythologie (Hamlyn,London 1993) und Curios Myths of the Middle Ages von S. Baring-Gould aus dem Jahre 1867, eine Faksimile- Ausgabe von Kessinger Publishing, Kila, Montana. Wünscht man sich Wegweiser zum Verst&autändnis alter Erzählungen, beginnt man nur mit den vier großen Mythografen: (die einbändige Ausgabe von The Golden Bough, J.G. Frazer (Papermac:London 1994), The Marriage of Cadmus and Harmony, R. Callasso (Vintage Books,New York 1994) und The Woman`s Encyclopedia of Myths and Secrets, Bargara G. Walker (Harper Collins, New York 1994). Der größte von allen ist Robert Graves, der zum Beispiel The Greek Myths 1 & 2 (Penguin Books: London 1990) und The White Goddess (Vintage Books:New York 1958) verfaßt hat. In Zusammenarbeit mit Raphael Patai schrieb er Hebrew Myths (Doubleday; New York 1989).)


Die römische Liebesgöttin Venus wurde aus Wellenschaum geschaffen. Sie entstieg mit einem Apfel in der Hand dem Meer. Der ihr eigene Augenblick war die Morgendämmerung, der Übergang von Nacht zu Tag. Der Planet Venus ist das letzte noch sichtbare Nachtlicht, nachdem alle die anderen Sterne im Sonnenaufgang ertrunken sind. In Indien war es Urvasi, die sich am Himmel zeigte, im Mittleren Osten nannte man sie Astarte oder Ishtar, für die Menschen im Norden gehörte das Licht Freia.

Das Schicksal wird oft anhand dreier Frauen dargestellt. In der altnordischen Welt heißen sie Norner, im alten Griechenland Morainer, aber gemeinsam ist ihnen, daß sie die Lebensfäden der Männer aus dem Haar der M&r Männer gesponnen haben. Unter anderem wurden die drei Sterne in Orions Gürtel Freias Spinnrad genannt. Suche unter dem Stichwort Orion in Illustrierten Konversationslexikon (Aschehoug &Co; Kristiania 1907). Der Sagakönig Harald Hårfagre verstand es, Norwegen zu einem Reich zu sammeln, weil er sich das Haar wachsen ließ. Der biblische Samson war unüberwindlich, bis er Dalia traf und verriet, daß seine Stärke im Haar läge.

Der Mond ist auch eine Frau, oder besser gesagt drei Frauen: der jungfräuliche Neumond, der mütterliche Vollmond und der alte Neumond. Diese dreigeteilte Frau nannten die Griechen Hekate, die Römer gaben ihr den Namen Juno oder Jana. (Für Jana als Namen der Mondgöttin schlage nach in Karl Ernst Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Wörterbuch (Leipzig 1913).)

Eine der drei Ansichten des Mondes leuchtet jede Nacht. Die Sonne ist immer ein Mann gewesen, der sein Leben im Laufe eines Jahres lebt. Unter südlichen Himmeln wurden die wichtigsten Festlichkeiten um die Frühjahrs- Tagundnachtgleiche und die Herbst-Tagundnachtgleiche gelegt. Beispielsweise feierten die Römer den Tod und die Wiederauferstehung des Gottes Attis Ende März. Als die Katholiken den römischen Kalender übernahmen, wandelten sich die Frühjahrs- und Herbstfeierlierlichkeiten zum Osterfest und Allerheiligen.

Bei uns im Norden sind die Kontraste zwischen warm und kalt größer. Wir haben die zwei bedeutendsten Feste auf Mittsommer (oder Sommersonnenwende) und die Wintersonnenwende gelegt, den zwei Sonnenextremen im Herzen der jeweiligen Jahreszeit. Weihnachten ist die Zeit, wo die alte Sonne stirbt und wiederaufersteht, das Mittsommerfest der Tag, an dem die Sonne am längsten scheint.

Vor langer Zeit war der Weihnachtsabend der letzte Tag in unserem Jahr, und der erste Weihnachtsfeiertag markierte den Beginn des neuen Jahres. Die Kirche hat immer gegen die heidnischen Bräuche gekämpft. Manchmal versuchten sie sich mit Verboten, aber in der Regel haben sie die Sitten adoptiert und sie in eine neue Botschaft eingepackt. Im vierten Jahrhundert entschloß sich die Kirche, die Geburt des Jesus auf den Weihnachtsabend zu legen. Damit übernahmen sie eine viel ältere Tradition.


Weihnachten ist nur das halbe Fest. Heute geben wir dem Mittsommerfest den Namen St. Hans nach Johannes, dem Täufer. Derjenige also, dem der Kopf zur Belustigung Salomes abgeschlagen wurde.

In vergangenen Zeiten wurde Balder in der Mittsommernacht befeiert. Alle Götter liebten ihn, nur nicht Loke. Verkleidet als Frau besorgte Loke den Mord an Balder mit eir mit einer Mistel. Der Spinnengott Loke war dreigeschlechtlich, und seine wichtigsten Handlungen beging er als Frau und Netzspinner. (Weitere Theorien über Lokes Herkunft siehe Åke Ohlmarks, Fornordisk Lexikon (Tiden Forlag, Stockholm 1983).

Unter der Bedingung, dass alle Lebewesen um Balder weinten, sollte er zu neuem Leben erwachen. Aber Loke verkleidete sich wiederum als Frau und verbot zu weinen. Da blieb nichts weiter übrig, als den schönsten der Götter auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Sogar heute noch feiern wir Balder mit flammenden Lagerfeuern in ganz Norwegen. (Etymologisch ist das Wort bål verwandt mit Balder, genau wie die Todesgöttin Hel und das Wort Höhle zusammenhängen.). Die Asche der Balder-Feuer wurde, in der Hoffnung auf eine gute Ernte, über die Felder gestreut. Sie beschützte auch gegen Hexen und Krankheiten. Die Asche benutzte man auch, um Lauge anzurühren.

Bäume sind etwas Wesentliches in den Religionen. Die Mistel wächst auf Eichen, diese tötete auch Balder. Im Winter stellen wir uns eine Fichte oder eine Kiefer in die Wohnstuben. Sie sind immergrün und damit ein Symbol des Lebens. (In Ägypten benutzte man Palmbäume, auch weil die Palme das ganze Jahr über neue Zweige bildet.) Noch immer sind viele der Meinung, daß der Sud der Esche ein Wunderndermittel gegen alle Krankheiten sei.

Die Birke ist wahrscheinlich der heiligste Baum, den wir haben. Von allen Waldbäumen schlägt er als erster aus und vermittelt so die Botschaft von Frühling und Wärme. Wir schneiden Birkenzweige und schmücken die Wohnzimmer damit. Im Mittelalter peitschte man die verrückten Menschen damit, um die Geister zu vertreiben. Vor vielen norwegischen Häusern steht nochimmer ein glücksbringender Besen aus Birkenreisern. Die Birke ist auch eine wichtige Zutat bei der Zubereitung des geräucherten Hammelrippchens, dem traditionellen norwegischen Weihnachtsessen. Den besten gelaugten Stockfisch bekommt man, wenn man die Lauge mit der Asche vom Birkenholz ansetzt.

Hatten die Wikinger wirklich einmal ein großes Fest, so aßen sie Schweine- oder Pferdefleisch. Unter den wildesten Opferungen wurden Pferde geschlachtet, und das Pferdeblut wurde zum Schutz vor bösen Geistern wie Weihwasser übers Volk gespritzt. Die Kirche führte einen harten Kampf gegen das Pferdefleisch, und heute ist es nahezu ein Tabu, Pferdefleisch in Norwegen zu essen.

Auch Schweinefleisch ist ein Gericht mit langen heidnischen Traditionen. In Ägypten gehörte das Schwein der Todesgöttin. Außer einmal im Jahr war es verboten, Scoten, Schweinefleisch zu essen. Beim Schweinekopf- Fest mitten im Winter stopften sich die Pfarrer und die Oberklasse voll mit Schweinefleisch.

Trafen sich die gefallenen Helden der Wikinger bei Valhall, aßen sie Schweinefleisch vom heiligen Eber Særunner. Beim Sonnenuntergang wurde der Eber geschlachtet, aber bei Sonnenaufgang lebte der Eber weiter. Auch hier gehörte das Schwein einer Göttin, weil Freia die Beschützerin der Schweinezucht war, und sie ritt auch auf dem Eber Gullinbusti. Sogar noch heute steht ein im Ganzen gebratener Schweinekopf mit einem Apfel im Mund mitten auf der Weihnachtstafel.

Stockfisch wird zu Weihnachten in den meisten Teilen Skandinaviens gegessen, wo die Birke heimisch ist. Den Trockenfisch legt man zwei Tage in Lauge und einen Tag in Wasser. Die Lauge ist eine Mischung aus Birkenasche und Wasser. Wenn dann nach einiger Zeit alle Asche zu Boden gesunken ist, soll die Lauge so stark sein, daß ein kleiner Tropfen auf der Zunge brennt.

Warum muß es Birkenasche sein? Das ist, als fragte man, wieso wir eine Mandel im "Weihnachtsbrei" haben. Die Mandel ist fremd in unserem Land, aber wir haben sie von Völkern in südlichen Breiten geliehen. In Rom waren die Mandelbaumblüten einer der ersten Frühlingsboten, genauso wie die Bie die Birke unser Frühjahrssignal ist. Beide Bäume stehen für die Geburt der Sonne und den Sieg des Lichtes.


Der Frühlingsmonat April ist nach der Sonne und dem Schwein benannt. (Latin: aprarius hat mit Wildschwein zu tun und aperio bedeutet 'ans Licht bringen'.) Ende März in der Osterzeit feierten die Römer den Tod und die Auferstehung des Gottes Attis. Attis wurde geboren, indem seine Mutter, Jungfrau Nana, eine Mandel an die Brust legte, und er starb an Blutverlust, als ihn ein Wildschwein im Unterleib aufgespießt hatte.

Die alten Norweger ließen die heidnischen Bräuche in den christlichen Ritualen weitenleben. Sowohl Schweinefleisch als auch Stockfisch symbolisieren den Tod der Sonne und des Jahres, aber sie symbolisieren gleichzeitig die Wiedergeburt. Die Sonne muß sterben, um wiedergeboren werden zu können. Das alte Jahr muß sterben, damit das neue erwachsen kann.

Die Geschichte beginnt und endet mit der Frau. Das Leben ist ein Zyklus von Geburt und Tod. Obwohl wir es nicht mögen, kommt der Winter mit Kälte und Dunkelheit jedes Jahr. Die Göttin gebiert den Sonnenkönig und tötet ihn, wenn er am stärksten ist. Wenn die Alten ihre Opfer den Göttinnen darbrachten, floß Pferde- und Schweineblut und manchmal auch Menschenblut.

Es mag sonderbar anmuten, daß ich Worte und Namen aus sehr unterschiedlichen Sprachen vergleiche, sogar mit Sprachen außerhalb des indoeuropäischen Sprachbereichs - aber Letzteres immer nur in besonderen Fällen. Ich wünsche nicht, alle Sprachen zu einer reinen, ursprünglichen Gottessprache hinzuführen. (Um die überzeugende Schilderung des in der westlichen Welt vielleicht hoffnungslosesten Projektes zu lesen- sieh bei Umberto Eco , The search for the Perfect Language (Blackwell; Oxford 1995) Eine gleich überzeugende Darstellung darüber, wie dieses Projekt durchgeführt ist, findet sich bei Ivar Mortensson Egmund: Nyklar (Olaf Norlis Forlag: Kristiania 1922)).

Beachtenswerte Titel und Namen von Helden und Göttern wandern kreuz und quer, ungehalten und ungestört von sprachlichen und kulturellen Trennungslinien. Der ägyptische Gott Thot-Mosis (Moses), der jüdische Jehoshua (Jesus) und die babylonische Ishtar (Ester) sind alle zusammen Teile der Erzählungen, zu denen wir uns heute bekennen. Die Namen sind diejenigen Lehnworte, die zuerst in fremde Sprachen übergleiten. Ihren Weg finden sie durch die Erzählungen. Das hat es zu allen Zeiten gegeben. Aus diesem Grund können Worte verschiedenster und entfernter Sprachstämme Gemeinsamkeiten aufweisen, wenn sie einmal als zentrale Elemenente in Erzählungen figuriert haben.


Der biblische Titel Jehoshua wurde Anführern verliehen, die sowohl religiöse als auch irdische Glanztaten vollbrachten. Jehoshua war gleichsam General und Oberpriester. Er trug das Schwert in der rechten Hand und die heiligen Texte in der Linken.

Den letzten Jehoshua der Bibel kennen wir als Jesus. Seine Geburt leitete das Zeitalter der Fische ein. Die Urchristen benutzten einen Fisch als Zeichen für ihn. Sein griechischer Name ist Iesoys Christos Theos Ios Soter, Jesus, der Gesalbte, Gottes Sohn, der Erlöser. Die Anfangsbuchstaben dieser Namen ergeben das Wort ichtys, das griechisch Fisch heißt.

Den ersten Jehoshua kennen wir als Josva. Er trug den Namen Hosea, bevor Moses ihm den Titel Jehoshua gab und ihn das Volk ins Gelobte Land geleiten ließ. Dieser Jehoshua war der Sohn der Nun, das bedeutet Fisch auf hebräisch, und das wiederum ist auf Nun, den Gott der Fische, im alten Ägypten zurückzuführen.

Auf die gleiche Weise kann man die Geschichte der drei weisen Männer des Ostens verfolgen. In der Bibel sind sie genannt, aber nicht deren Anzahl und nicht deren Namen. Nachdem man sich entschlossen hatte, daß es drei waren, und daß es Könige waren, dauerte es nicht lange bis zur Namensgebung. Ersung. Erstmals tauchten die Namen bei dem englischen Mönch Beda (674-735) auf. Er benennt sie Kaspar, Baltasar und Melchior. Später begriff man, daß dies lateinische Namen seien, obwohl sie aus dem Hebräischen stammen.

Kes "scheinend, fruchtbar, ansprechend" und bar "Sohn" ergibt "Sohn des Mondes". Malchi "König" und or "Licht" wird zu "Strahlender König". Bel "Mond" (eine maskuline Variante von Belili, Mondgöttin) und shazzar "König" heißt soviel wie "mag der Mond den König beschützen". Siehe Ernest Klein, Etymological Dictionary of the Hebrew Language (Macmillan; New York 1987) und The Brown-Driver-Briggs Hebrew and English Lexikon (Hendrickson; Massachusetts,1996). Dieses sind keine Personennamen. Die drei Weisen, die den Stern sahen und von Osten kamen, um den neuen Herrscher anzubeten, haben einfach ihre Eigennamen nach alten Titeln bekommen.

Die religiösen Führer in Kanaan begeisterten sich nicht für Frauen. Große Teile der Bibel sind eine Haß-Schrift gegen die Göttinnen, unter anderem die Hure von Babylon. Die Frauen verloren die Rechte an ihren Kindern: Du sollst mich als Erstgeborener heiligen, alles, was Mutterleben unter den Kindern Israels eröffnet, ob Mensch oder Tier! Zweites tes Buch Mose 13.2). Die meisten Matriarchen werden als unfruchtbar geschildert. Sara bekam Isak, Rebekka bekam Jakob und Rachel bekam Josef, aber erst, nachdem der Herr persönlich deren Unterleib gesegnet hatte.

Warum war es so wichtig, diese starken Frauen als kinderlos und unfruchtbar darzustellen, bis sie sich schließlich einem männlichen Gott unterworfen hatten?


Mit dem Fortschreiten der Zivilisation starteten die Männer einen Aufruhr gegen den Tod. Männer können keine Kinder gebären, da wird es umso wichtiger, ewig zu leben. Vor zweieinhalbtausend (2500) Jahren entstanden neue Religionen, die ewiges Leben für die Männer predigten. Gemeinsam für alle diese Religionen war der Kampf gegen die weiblichen Göttinnen.

Im Neuen Testament behauptet Jesus hartnäckig, daß viele seiner Anhänger unsterblich sind. (Zum Beispiel " Wahrhaftig, wahrhaftig beeide ich: wenn jemand mein Wort einhält, wird er niemals in aller Ewigkeit den Tod sehen."(Johannes 8.15)). In einem Dialog des Erlösers-( ein gnostisches Evangelium, daß vor 50 Jahren in Ägypten wiederentdeckt wurde) spricht Jesus sogar aus, daß er gekommen sei, das Werk der Frau zu zerstören.(Seite 87 in Maria Magdalenas Evangelium: Vier gnostische Schriften (Emilie; Oslo 1996).) <6).)

Die griechischen Philosophen schufen eine Gedankenwelt, in der die Männer alle Rollen spielten. Die höchste Form der Liebe war die zwischen zwei Männern. Die Frauen sollten sich mit dem Kinderkriegen begnügen.

In den älteren Mythen finden wir eine ganz andere Frauenrolle. Die Göttinnen ließen das Korn sprießen und bestimmten dessen Ernte. Sie lernten den Menschen die Dichtkunst und das Runenritzen. Die Göttinnen erstellten die ersten Kalender, prophezeiten die Zukunft und bestimmten das Datum für die religiösen Mysterienspiele.

Langsam aber sicher stahlen die männlichen Götter alle ihre Begabungen, und am Ende versuchten die Männer, regelrecht alle Göttinnen auszurotten. Aber die weiblichen Götter wurden nicht vernichtet, sie wurden in Hexen, Vampire und häßliche Dämonen verwandelt. Im Mittelalter betrachtete man die Mondgöttinnen Juno und Hekate als die Anführer aller Hexen der Welt.


In Norwegen ist es noch gar nicht lange her, daß man linkshändige Kinder zwang, mit der rechten Hand zu schreiben. Warum?

Das norwegisches Wort "venstre" (links) stammt vom altnordischen venistero, die anmutige/liebe Seite. Im Sanskrit bedeutet vama sowohl lieb als auch li auch links. Auf lateinisch stehen diese ven-Wörter für das Schöne und Gute, all das, was Venus gehört. Veneratio bedeutet Achtung, venia - Gnade, venter umfaßt Bauch, Gebärmutter, Unterleib und Embryo.

(Auch was die Etymologie betrifft finde ich es unhandlich, bei jedem Wort Fußnoten anzugeben. Ich begnüge mich mit einigen wichtigen Quellen: Chr. Andr. Holmboe, Det norske Sprogs væsentliche ordforråd, sammenlignet med Sanskrit og andre Sprog af samme ætt (Wien 1852), Hjalmar Falk og Alf Torp. Etymologisk Ordbog (Bjørn Ringstrøms Antikvariat; Oslo 1994), Alf Torp, Nynorsk Etymokogisk Ordbok (Bjørn Ringstrøms Antikvariat, Oslo 1992) und Johan Frizner:Ordbog over det gamle norske Sprog (Feilberg& Landmarks Forlag; Kristiania 1867).)

Heutzutage gibt es kaum weibliche Priester in Europa. Aber so war es nicht immer. Die nordischen Völker hatten die Wahrsagerinnen, die Griechen hatten die Huren und die Römer die Auguren. Wenn die Priesterinnen in den Eingeweiden der Opfertiere weissagten, fanden sie die besten und wichtigsten Hinweise auf der linken Seite.

So kommt es, daß die beiden lateinischen Wörter für links, lævus und sinistro, die Bedeutungen "günstig und links" hatten. Die gleichen, letztgenannten Bedeutundeutungen besitzen auch die beiden griechischen Worte für links, eyonymos und aristeros. Aristeros kann aber auch "sehr tüchtig und am besten" heißen und für aristeia findet sich die Bedeutung "Heldentat". (Zum Beispiel C. Berg: Gresk-dansk Ordbog (Gyldendalske Boghandel: København 1950).)

Das sind also Hinweise darauf, daß die meisten europäischen Kulturen schon in vorchristlicher Zeit ein Stadium erreicht hatten, wo männliche Priester die weiblichen absetzten und deren Pflichten übernahmen. Das betraf unter anderem das Wahrsagen und das Deuten der Omen.

Die Priester schafften es nicht, die Gemeinde von der Unsinnigkeit der Prophezeiungen in den tierischen Eingeweiden zu überzeugen. Nein, sie behaupteten eher, daß die Frauen falsch wahrsagen. Die linke Seite war sowohl gefährlich und ungünstig, die rechte dagegen die starke und gute. Ein Überbleibsel davon findet man in den mittelalterlichen Handbüchern der Inquisition. Kreuzigte man sich mit der linken Hand, riskierte man den Scheiterhaufen.

Auf diese Weise bekam das lateinische Wort "sinister" die heutige englische Bedeutung, was auf deutsch soviel heißt wie: unheilschwanger, drohend, düster. Die lateinische Wurzel dagegen gebraucht man nur in positivem Verstand. In d. In der Regel beschreibt es da Bedeutungen wie: weiblich, weich, gebückt. "Sanus" trägt die Bedeutungen: gesund, munter und unverdorben. "Sincerus" ist 'rein und jungfräulich', und das war auch einer der Titel der Göttin Minerva - "Minerva Sincerus". Das Sanskrit weist für das Wort saniyas die Entsprechungen 'besser oder günstiger' aus.

Schlägt man das Wort links in unterschiedlichen Sprachen nach, entdeckt man Worterklärungen, die Ableitungen von "schwach, ungeschickt, unglücklich oder schlecht" sind. Gräbt man tiefer, tauchen Bezüge auf, die schlecht in die Erklärung passen. Unter anderem haben die meisten Worte mit der selben Wurzel in der Regel positive Bedeutungen. Genauso ist es mit dem englischen "left". (Normalerweise erklärt man "left" als Ableitung aus dem Altenglischen lyftadl Lähmung. Siehe zum beispiel: Eric Partridge: Origins (Macmillan; New York 1959).)

Im Isländischen bedeutet "læfd" eine Handbreite, und im Altnordischen heißt "lofi" eine offene Hand. In Samuel Johnsons dictionary steht "luff" aufgeführt als: Handfläche und 'als angenehm und geliebt zu leben'. Eine offene Hand ist ein universales Zeichen für Friede unter den Menschen. Es dürfte wohl klar sei sein, daß ein solches Zeichen - eine offene Hand - mit der Zeit auch eine Note von Schwäche bekommen kann.

Im Altnordischen war ein "lafdi" eine Ratgeberin oder Priesterin, und dieses Wort ist gleich dem Angelsächsischen "hlæfdige". "Lyfd" ist ein anderes altnordisches Wort und bedeutet weibliche Magie. Muß man die Wurzeln alter Wörter auskramen, ist ein Blick zu den römischen Göttern immer nützlich. Sie haben nämlich systematisch ihre Göttinnen aus all ihren abstrakten Begriffen hergeleitet. So findet man auch hier eine römische Göttin mit ähnlicher Wurzel, Levana, die Fruchtbarkeitsgöttin und Bewacherin der Geburt. Das Wort left verhält sich zu Levana genau wie das Wort venstre-(links) zu Venus.

Aus der Asche des Sonnenwendfeuers bereiten wir Lauge. Diese Lauge hat magische Eigenschaften. Sie ist ein Ergebnis aus Tod und Asche, aber schenkt neues Leben. Deswegen essen wir Stockfisch beim Mittwintersopfern unter dem immergrünen Weihnachtsbaum. Wir feiern die Vollendung des Sonnenrades und den Tod des Heiligen Sonnenkönigs und daß er, wie auch das Jahr wieder geboren werden. Der König ist tot! Hoch lebe der König!

Wer die Mandel im Weihnachtsbrei - julegrøt - findet, bekommt ein kleines Marzipanszipanschwein. Mitten auf der Weihnachtstafel steht ein gebratener Schweinskopf mit einem Apfel im Mund. Das Schwein ist ein Symbol für den toten Sonnenkönig, während der Apfel und die Mandel die Wiedergeburt symbolisieren. Das Leben ist ein Kampf zwischen Sonne und Mond, zwischen Himmel und Meer und zwischen Leben und Tod. Auf der einen Seite ist die Mondgöttin tot, auf der anderen steht sie für die Geburt, denn sie ist es, die jedem neuen König das Leben schenkt.


So wie sich durch die Zeit hindurch ständig neue Traditionen herausbilden, entstehen auch neue Wörter. Das jedoch geschieht nicht aus dem Nichts. Die alten Bräuche leben ebenso in all unserem Tun weiter, wie die alten Wörter in unserem Sprechen. Es gibt viele Beispiele dafür, daß normale Frauenwörter als Schimpfworte enden. Früher bezeichnete das Wort "tause" einfach ein Dienstmädchen, heute dagegen steht es - unter tøs- im norwegischen Synonymwörterbuch aufgeführt als Prostituierte. "Tøyte" kommt von tåte, Frauenbrust (auf englisch: teat). Fruentimmer kennen wir vom deutschen Frauenzimmer.

Das ist für sich gesehen nichts besonderes, weil uns die maskuline Parallele als Gegenmaß fehlt. Aber nennen wir es sprachliche Eigenart, wenn Wörter mit gleichwertigen maskulinen und und femininen Formen so verschoben werden, daß sie für den Mann positiv und für die Frau negativ denotiert sind. (Das hat Hjalmar Falk schon vor hundert Jahren festgestellt: Bezeichnungen für Frauen - ja sogar für weibliche Tiere - haben eine viel stärkere Tendenz zum Verlust der Respektabilität als die entsprechenden männlichen. (Seite 15 in Kulturminder i ord (H. Aschehoug & Co , Kristiania 1900).)

Die Worte "karl" und "kerling" bedeutenten früher freier Mann und freie Frau. Jetzt ist aus ihnen "kar" und "kjerring" geworden, wobei nur das letzte als Schimpfwort benutzt wird. Das Wort "fedgar" war die altnordische Bezeichnung für Vater und Sohn. Nun ist daraus neunorwegisch "fegge" entstanden mit der Hauptbedeutung: sehr beliebter Mann oder einer, der mit dem Mann auf den Hof verwandt ist. Ein "fegen kar" ist ein spaßiger Kerl. Das altnordische Wort für Mutter und Tochter war "mædgar", heute ist es unser Schimpfwort "megge". Eine "megge" ist eine fette Frau oder eine, die sich für etwas besseres hält. (Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß die Männer das Erbrecht der Frauen übernahmen.)

"Fridil"- Geliebter- und "fridla"-Geliebte- waren ursprrsprünglich gleichberechtigte, altnordische Formen. Nach und nach erhielt die feminine Form "frille" die Bedeutung: Eine Geliebte, die sich ein verheirateter Mann zur sexuellen Zerstreuung hält. Und ein "frillebarn" war ein Kind ohne Erbrecht. Es überrascht wohl nicht, daß die männliche Form aus der Sprache verschwunden ist.

Früher hatte das Wort hor -Hure- keine herabsetztende Bedeutung. Die Wurzel des Wortes plaziert man in die Familie mit "gâra"(sanskrit für Geliebten), "carus" (latein für wertvoll und lieb) und "cara" ( altirisch für liebenswürdig). Hier wechselt der erste Konsonant zwischen g,h,und k.(Beim Aussprechen dieser Gutturale merkt man, daß sie an der gleichen Stelle am Gaumen gebildet werden).

Im Altnordischen besaß das Wort zwei Hauptformen, horr (männlicher Geliebter) und hora (weibliche Geliebte). Und weil die meisten Worte mit einem Anflug von Liebe und Geschlechtsleben allmählich zu Schimpfwörtern werden, ist es nicht überraschend, daß dies mit hor - Hure - passierte. Es ist auch symptomatisch, daß die männliche Form horr vergessen, dagegen die weibliche äußerst lebendig ist. Ähnlich gelagert ist das englische Wort harlot für einen jungen verdorbenen Mann; heutzutage bezieezieht es sich ausschließlich auf Frauen.

Das englische "whore" ist dem Altnordischen entliehen. Es existiert jedoch eine große Wortfamilie aus der klassischen Zeit, die mit dem Wort "hore" verwandt zu sein scheint. Die persischen Hyrien waren Tempelpriesterinnen, Wahrsagerinnen und Lehrerinnen in Liebeskunst und Har war einer der Namen der Göttin Ishtar. Die griechischen Huren hatten die gleiche Rolle. Diese Priesterinnen beobachteten wachsam die Zeitrechnung, und hieraus entstanden zum Beispiel: Horoskop, Horologie und das englische hour.(Mehr dazu findet man bei: Eric Partridge: Origins (Macmillan: New York 1959).


Tierarten, die unterschiedliche Namen für die männlichen und weiblichen Artgenossen haben, versorgen uns auch mit abwertenden Bezeichnungen für Frauen. "Marha" ist altnordisch für Pferd mit der weiblichen Form "marhi".Daraus ist unser "merr" geworden. Du dumme Kuh ist auch deutsch üblich. "Purke" (Bulle) ist ein normales Schimpfwort genau wie das geschlechtsneutrale "svin/gris", dagegen hört man "galte" und "råne" für Eber selten.

Das Wort "bikkje" (Köter oder Töle) hat geringeren Status als das Wort Hund, weil es ursprünglich das weibliche Tier bezeichneeichnete; wie englisch bitch. "Teve" ist eine alte Bezeichnung für "tispe" (Hündin), und beide sind abwertend und bezeichnen dann "leichte Mädchen".

Warum liefern gerade Pferd, Hund und Schwein kraftvolle Schimpfwörter? Diese drei Tiere gehörten alle zu Göttinnen im alten Åsaglauben. Der christliche Laienprediger Hjalte Skeggjason war tonangebend, als er im isländischen Allting im Jahre 999 Freia als "teve", zu deutsch also 'leichtes Mädchen' bezeichnete. Die Tiere, die einstmals den Göttinnen geweiht waren, liefern uns also 1000 Jahre später Schimpfwörter für Frauen.

Die Fruchtbarkeitsgöttin Freia als Beschützerin der Schweinezucht ritt im Himmel den Eber Gullinbusti. Hel, die Königin über das Totenreich, gebar Managarm (den Mondhund). Dieser war über der Brust blutrot, weil er die Leichen zu seiner Herrin nach Hause schleppen mußte.

Das Pferd war das vielleicht wichtigste Tier der Fruchtbarkeitsgöttinnen. Der größte Teil der ältesten norwegischen Gräber sind Frauengräber. In ihnen fand man oft einen lina-laukr, einen ausgestopften, in Leinen eingewickelten Pferdepenis- (laukr bedeutet nicht løk -Zwiebel-, sondern Stab, Pfahl, Phallos). Dieses Amulett wurde vom wichtiwichtigsten Menschen auf dem Hofe bewacht, der Hausfrau. Wenn sie starb, wurde sie zusammen mit dem Amulett im Steinhaufen zu Grabe gelegt, mit dem Ziel, die Lebenkraft des Hofes weiterhin zu erhalten. Das Wort "vols", das Pferdepenis bedeutet, war auch ein alter Götternamen. (Mehr über lina-laukr und vols unter dem Stichwort Völse in Åke Ohlmarks: Fornordisk Lexikon; Tiden forlag, Stockholm 1983). Das Wort skjøge, literarisch für Hure, stammt von skaudir, was die Vorhaut am Pferdepenis bezeichnet.

Der Pferdepenis hat uns also mit zwei, ehemals gleichberechtigten Worten versorgt: vols und skjøge. Im Mittelalter lud die Gesellschaft ihr ganzes Schamgefühl auf die Huren ab. Zur gleichen Zeit gingen die Normannen auf Kreuzzug ins Heilige Land. Sie gebrauchten das Wort vols als heiligen Schlachtruf.

"Als die ersten normannischen Baronen des Kreuzzuges die Mauer in Jerusalem erklommen, und dabei einen alten, geerbten Schlachtruf anstimmten, war denen die Bedeutung des Wortes schon längst nicht mehr bekannt, -- ein Ausruf, den ihre Väter in Gange-Rolvs Tagen von zu Hause mitgebracht hatten, und über den die moderne Philologie herausgefunden hat, daß es ein Anruf an das Heilige Grab, um Beistand von ihrem früheren, heidnischen Kampfgott war." (Seite 163 in Frans G. Bengtsson: Silversk&oskøldarna (Bokförlaget Pan Norsteds: Stockholm 1970).

"(Urban II) preached his call to Europe: (...) The war to which they are called is a Holy War and Deus Vult is the fitting battle-cry. Those who lose lives in such an enterprise will gain Paradise and the remission of their sins. (Seite 171 in Feldmarschalls Viscount Montgomery of Alamein: A History of Warfare (The World Publishing Company: New York 1968.)"